Fluppsiges
Kalenderblatt – Anleitung für ein Geschäftsmodell
Ich habe mal wieder
bei F. Kalender nachgesehen und unter dem 04.07.2015 diese Anleitung
gefunden, wie man ein Geschäft zum Laufen bringen könnte:
Wie schafft man
ein neues Produkt?
Zunächst muss die Zielgruppe und damit der Markt definiert werden,
vielleicht neu geschaffen werden:
Sichere
Kunden bekommt man aus der Gruppe von Personen, die – warum auch
immer – auf der Suche sind, nach „alternativen, neuen
Lebenssichten“. Vielleicht auch, weil sie mit sich bisher nicht
zufrieden sind.
Was für diese Gruppe immer mal gehen kann, ist, wenn man die gängige
Lehrmeinung und Weltsicht in Frage stellt. Eben das, womit die
Betreffenden nicht zufrieden sind, worin sie sich nicht einfinden
möchten. Der Wissenschaft etwas Anderes entgegen stellen, was
natürlich irgendwie doch Wissenschaft sein sollte und – am besten
sagenhafte „Weisheiten“ aus fernen Zeiten und fernen Landen
aufnimmt. Und sei es nur einfach so „nachempfunden“ in neuem
Gewand.
Und am besten so, dass man den Menschen suggeriert, dass sie endlich
ihre persönlichen Freiheiten nutzen, wenn sie genau dieser Lehre
strikt folgen. Eingeengtes Denken als Freiheit anpreisen. Und
natürlich mit dem Hinweis, dass alle anderen, die dem nicht folgen,
unfrei in ihren Gedanken sind, weil sie eben diese Erleuchtung der
reinen Wahrheit nicht haben.
Wichtig dabei ist, bei solchen Suggestionen, dass man Menschen dazu
bringt, Tatsachen und Realitäten anders zu sehen, als sie sind. Wenn
es erst mal gelungen ist, jemanden dazu zu bringen, dass er an etwas
glaubt, was haarscharf oder auch dreist weit von der Realität
abweichend erklärt wird, zu glauben, so kann der dann genau wie ein
Spieler vor dem Automaten, der auf die Serie wartet (die ja nun
endlich kommen muss) nicht mehr zurück.
Wenn es gelingt, den „Gläubigen“ auch noch dazu zu gewinnen,
dass er die „Geschichten“ weiter erzählt, regelrecht dafür
missioniert, so wird der sich weigern so lange es geht, seine
Irrtümer zu erkennen. Denn er würde sich ja vor den Anderen „wie
ein Idiot“ darstellen, sich bis auf die Knochen blamieren und
lächerlich machen.
Sehr
gut kann man solches
unterstützen,
indem man den Betreffenden dazu bringt, irgend etwas sehr teuer zu
kaufen, seien es Wundermittel oder Erleuchtungsseminare oder sonst
was. Hauptsache recht teuer. Denn der Narr glaubt auch an den Spruch:
„Was nichts
kostet, taugt
auch nichts.“ Damit kann man einigen Menschen sogar „Kot in
Dosen“ verkaufen. Natürlich nur, wenn er von der heiligen Kuh
stammt und von einem „Weisen Mann“ mit Sprüchen eingesegnet
wurde.
Eine moderne Variante kann sein, dass man das „Zeugs“, Waren,
Dienstleistungen, Kurse, Bücher etc. zum Weiterverkauf an die
„Jünger“ anbietet.
Da
kann der Verkäufer seine Investitionen, die gegenüber der Chance
auf Millionengewinne läppisch gering sind, schnell wieder rein
bekommen. Eben wie der Spieler, der mit seinem Leben nicht zufrieden
ist und dem (Spiel-)Glück abverlangt, das Leben nun zum
paradiesischen zu ändern. Er wirft ja nur eine Münze in den
Automatenschlitz und es wird ja, ohne viel Mühe, irgendwann ein Sack
mit den Gewinnen gefüllt
werden können.
Nun
hat er damit sicher recht, denn es gab ja vor ihm schon jemanden, der
soviel an diesem Automaten gewinnen konnte. Klar kann aus dem
Automaten nur das an Gewinnen herauskommen, was andere vorher
hineingesteckt hatten. Ist der Speicher leer, kann trotz des
Haupttreffers keine Auszahlung erfolgen. So
wie beim Lotto: mit der gleichen Gewinnzahlenkombination können bei
gleichem Einsatz und gleicher Gewinnchance entweder viele Millionen
oder „nur“, wenige Hunderttausend anfallen. Je nachdem, wie viele
mitspielen
(Einsatze bestimmen Gewinnsumme) und wie viele gleichzeitig gewinnen.
Der
Spieler sieht nur seine Chance und zählt weder die investierten
Münzen noch die vor em Automaten verbrachten Lebensstunden.
Wenn man also auf eine ähnliche „Denkweise“ setzt bei den
Verkäufern, die man gewinnen will, so ist für den Geschäftsgründer
der Weg zum Reichtum frei. Er muss nur derjenige sein, der zuerst den
Jackpot ausräumt, den andere gefüllt haben.
Und da gibt es ein Modell: Er ist der, von dem alle kaufen müssen,
die weiter verkaufen wollen, dessen Kurse alle besuchen müssen, die
Kurse anbieten wollen. Oder der, der an solchen Verkäufen oder
Kursgebühren, die andere erzielen, Anteile erhält. Dazu erklärt
man den Verkäufern, dass sie selbst daran verdienen, wenn sie eigene
Verkäufer gewinnen und diese wieder ihre Verkäufer haben.
Vielleicht muss man dann nichts mehr tun, so wie der
Geschäftsgründer, und kassiert einfach aus der Arbeit anderer!
Damit ergibt sich ein doppelter Effekt: Die, die die Sache (welches
Produkt oder welche Dienstleistung auch immer, es geht fast mit
jedem) vertreiben und den Reichtum erhoffen, müssen ja in den
höchsten Tönen das Angebotene loben, jedes Argument bringen, was –
so abwegig es letztlich ist – das Angebotene zum ultimativen
Non-Plus-Ultra macht. Und sie müssen immer betonen, dass sie selbst
dadurch Glückseligkeit erreicht haben, Gesund bis zum Alter von 140
Jahren bleiben werden. Was man ja laut Wissenschaft als Mensch
erreichen können müsste, aber nur mit dem angebotenen Mittel oder
der neuen Lebenssicht. Natürlich bringt man dann auch Beispiele aus
der Verwandtschaft, die bereits diese Wunder erlebten.
Am besten ist es, wenn man selbst keine Ahnung von der Wirkweise des
Angebotenen, der dahinter stehenden Wissenschaft usw. hat. Dann kann
man sich voll auf das stützen, was der Geschäftsinhaber (am besten
im rechtsfremden Ausland sitzend) so an „Informationen“
vorgegeben hat. Sehr gut macht es sich, wenn dabei Namen von
bedeutenden Wissenschaftlern fallen – auch wenn die gar nichts
davon wissen, dass sie in dem Zusammenhang genannt werden.
Nobelpreisträger wäre besonders gut. Die Geschichten müssen ja
nichts mit dem Grund des Preises zu tun haben. Wer als Laie weiß
dass? Einstein kennt man, aber ob seine Relativitätstheorie in
sofern mit dem zu Verkaufenden zu tun hat, dass dieses nur in kleinen
Bereichen relativ auf Realitäten beruht, kann der Laie kaum
erfassen. So hat man einen gewisse Art der Relativitätstheorie dann
doch erfunden.
Und es müssen Belege her: Das ist heute nicht mehr schwer. Es gibt
genügend (Internet)Verlage und Pressebüros, die behilflich sind bei
der Verbreitung von Informationen, auch wenn diese im Grunde zur
Belletristik oder satirischen Änderung der Welt gezählt werden
müssten.
Da
schreibt ein Autor, ein berühmter Wissenschaftler habe etwas
entdeckt und in Studien nachgewiesen – allerdings würden neidische
Wissenschaftler diese Erkenntnisse („noch“ so schreibt man gerne
dazu) nicht anerkennen.
Aber, so das Argument, wenn man etwas noch nicht gesehen habe, kann
man auch nicht sagen, dass es das gar nicht gibt.
Dann werden Schriften zitiert von Denkern und Wissenschaftlern. Es
muss ja gar nicht wirklich so geschrieben worden sein. Der jeweilige
Autor des Beitrages zu den angeblichen Studienergebnissen usw. darf
sich doch irren. Besser ist es noch, wenn ein zweiter diesen Bericht
dann wieder zitiert und man den zweiten dann in die Werbung für das
zu Verkaufende einbindet. Der hat ja nur geschrieben, was der anderer
geschrieben hatte, was eine berühmte Persönlichkeit (der Name macht
schon die „Wahrhaftigkeit“ und Glaubwürdigkeit) entdeckt und
publiziert hätte. Dann irrt man sich ja selbst nicht und woher soll
man wissen, das der andere „Vorherschreiber“ sich irrte? Man
selbst ist ja nur berichtender Journalist, kein Fachmann.
Auch entsprechende Videos kann man mit ganz geringen Geld machen
lassen und ganz billig ganz weit über das Internet verbreiten.
Darsteller dafür findet man ganz leicht. Und auch Menschen – die
vielleicht selbst Verkäufer wurden oder Freunde von denen – die
das Video ins Internet stellen und selbst bejubeln.
Vielleicht findet sich auch jemand, der über das zu Verkaufende
etwas in Wikipedia setzt? Und natürlich Blogs, in denen glückliche
Menschen von ihren Erfahrungen berichten. Es kann ja auch nur einer
sein, der sich in verschiedene Rollen denkt. Wer weiß denn wer
„Sabine“ oder „Wurzelsepp“ wirklich sind? Der Blogbetreiber
glaubt ja auch zunächst nur „an das Gute im Menschen“ und dass
doch niemand so „hinterlistig“ sein könnte, Erfahrungsberichte
zu erfinden.
Manchmal sind es sogar die „Wissenschaftler“ selbst, die warum
auch immer, die Vorlagen zu den Geschäftsinhalten liefern. Und es
sind Personen, die an sich Fachleute sein sollten (und den „Bluff“
erkennen sollten) die ihre Berufsbezeichnung, gar ihren
wissenschaftlichen Titel ins Geschäft einbringen. Allerdings zu
anderen Konditionen als sie die „mitwirkenden Glücksspieler“
haben. Zu festen (garantierten) Konditionen.
Sogar unter die direkten Verkäufer (und Verkäuferwerber) mischen
sich Personen, die sich wegen des Vertrauens in deren Berufsstand
(z.B. Arzt oder Physiker) einen Vorteil zumessen.
Hauptsache, man ist ziemlich an der Spitze der Pyramide der
„Unterverkäufer“. Denn irgendwann ist er Punkt erreicht, dass
man nur noch auf potentielle Kunden trifft, die bereits selbst
verkaufen. Und unter denen, die „bisher nicht zu überzeugen waren“
wird man kaum Neukunden und Mitmacher gewinnen. Denn der potentielle
Glücksspieler wird nur unter Gleichveranlagten Mitmacher finden.
Nun, wie wäre es mit der „Erfindung“ des „grünen Flupp“.
Vielleicht findet sich noch ein wohlklingender Name, aber als
Arbeitsname geht es.
Es ist seit jeher bekannt, auch indische und chinesische Weise haben
darüber schon sinniert, dass der Apfel geradewegs vom Baum nach
unten fällt. Man könnte ja mal nachlesen, ob man dazu etwas findet.
Oder einfacher, man erfindet Sprüche, die vom Weisen stammen
könnten, selbst. Der ist ja schon lange tot und wird sich nicht
beschweren. Und solches Sprücheschreiben ist ja auch ein eigener
Geschäftszweig geworden.
Die Wissenschaft hat das Phänomen des Apfelfalles längst
beschrieben als Folge der Erdanziehungskraft. Aber: Die Wissenschaft
ist ja längst nicht alles und kann sich ja auch irren – oder
verschweigt manches bewusst. Zumindest wäre das ein guter
erklärender Ansatz für neue Ideen, warum diese richtig sein
könnten.
Was
wäre, wenn hinter dem Apfelfall, gar der Erdanziehung die
geheimnisvolle Kraft eines vielleicht Engelwesens stände. Man kann
es ja nicht sehen, nicht mit unseren Sinnen
wahr nehmen, eben sich nur denken - und die Gedanken sind frei. Dem
kann auch niemand widersprechen, auch wenn
ich etwas behaupte, was gar nicht sein kann – mit den vorhanden
Wissen – warum sollte es nicht doch da sein? Zumindest nicht in der
irrealen Welt, die ein Gedanke (nennen wir das Geist) schaffen kann?
Nun
kann deswegen auch der „Grüne Flupp“, dieses geistige Wesen,
welches dem Menschen helfen will, etwas zu lernen für sein späteres
Leben (wo und als
was auch immer),
hinter dem Apfelfall stecken.
Fällt jemandem, der unter dem Apfelbaum saß, – es ist möglich –
ein Apfel auf den Kopf, so kann das doch die Folge sein, dass der
Grüne Flupp, mit diesem Menschen nicht zufrieden ist und ihn
bestraft, um ihm etwas neues zu lehren! Wer will bestreiten, dass das
sein kann – weil wir ja diese Welt des Flupps nicht begreifen
können, können wir sie auch nicht ablehnen!
Der Mensch hat den Grünen Flupp erzürnt. Sich dessen lehrende
Strafe zugezogen. Nun muss er besänftigt werden. Dazu wäre es gut,
wenn man in die Gemeinschaft der Fluppgläubigen eintritt. Dort
Fürbittegebete betet. Eine solche Gemeinschaft mit ihren Beiträgen,
aus denen sich die Führung – vielleicht als
reine Aufwandsentschädigung, Ausgleich der eingesetzten Energien –
finanziert, wäre schon ein Geschäftsmodell.
Dann natürlich Kurse, zum Umgang mit dem Grünen Flupp, zum
Verständnis seines Wirkens. Auch dazu, wie man künftig die Ruhe
eines Baumes nicht mehr stört, sodass er nicht mehr mit Äpfeln
werfen muss. Ein lohnendes Geschäftsfeld. Und dann natürlich alle
Dinge, über die der Grüne Flupp besänftigt werden kann und seine
Kräfte genutzt werden können, vom Amulett bis zur Küchenmaschine,
vom Flupppfalster gegen alle Krankheiten bis zum Fluppwasserbereiter
zur Verlängerung des Lebens mit Hilfe des erzeugten „Lebenswassers“.
Alles Geschäftsfelder, die nur auf der genialen Idee aufgebaut
wurden, dass ein „Grüner Flupp“ die Erklärung für alles und
jedes sein kann. Und die man dann über „Jünger des Glaubens“ in
die Welt bringen kann und in Stufenmarketing vertreiben kann.
Wer also ein Geschäftsmodell sucht, der lasse es „Fluppen“. Und
suche sich bitte dafür einen anderen Namen. „Grüner Flupp“ ist
hiermit bereits geschützt.
Nach dem Lesen, Humorpflaster aufkleben – und bitte nicht
vergessen: Schreiben darf man im Grunde jede ausgedachte Geschichte,
auch wenn Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder realen Dingen
rein zufällig wären.
Copyright K.-U.Pagel 07.2015